Ist ein runder Rücken beim Tragen normal?

runder Rücken beim Tragen

Eltern, die das erste Mal ihr Baby in ein Tragetuch binden, haben häufig Bedenken wegen der Haltung. „Das Baby sinkt so in sich zusammen“. Für das ungeübte Auge sieht ein runder Rücken beim Tragen des Kindes sehr unbequem und vor allem ungesund aus – und manche Eltern lassen das Tragen dann erst einmal wieder oder besorgen eine Tragehilfe, die den Rücken des Babys etwas gerader erscheinen lässt. Dabei ist dieser runde Rücken beim Tragen ganz normal und vor allem gut.

Warum Babys einen runden Rücken haben

Schon ganz kleine Föten sind auf Ultraschallbildern sehr stark gekrümmt. Während der 9 Monate, die ein Baby im Mutterleib verbringt, wird der Platz dann immer enger. Am Ende kauern die Ungeborenen auf engstem Raum in der Fruchtblase – einmal geboren wundert man sich, wie sie da hineinpassen konnten. Das geht nur in der Typischen Fötusstellung, also mit einem sehr runden Rücken und dem Kopf an der Brust angezogen. Und genau für diese Haltung sind Babys in der ersten Lebensphase angepasst. (Vgl. Kirkilionis, S. 35)

Die Muskulatur ist nicht stark genug, um den Rücken aufzurichten oder zu Laufen. Diese Fähigkeiten entwickeln sich erst nach und nach, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Bis dahin ist die Wirbelsäule leicht gerundet. Ein künstlich erzwungener gerader Rücken entspricht daher nicht den natürlichen Anlagen eines Säuglings und ist sogar ungesund für ein kleines Baby.

Warum ein runder Rücken beim Tragen gut ist

Denn wenn ein Baby mit rundem Rücken und angehockten Beinen liegt oder getragen wird, liegt auch das noch unreife Hüftgelenk in der idealen Position, um richtig zusammenzuwachsen. In Indianerstämme, in denen kleine Babys auf sogenannte „Tragebretter“ gebunden werden, sodass Beine und Rücken gerade sind, weisen die Kinder später mit einer Wahrscheinlichkeit von 12,3% Fehlbildungen der Hüfte auf. (Vgl. Schmidt, Nicola: Artgerecht. Das andere Baby-Buch. Kösel, 2015). Die Zahl für Babys, die nicht getragen wurden – weder auf Tragebrettern, noch in geeigneten Tragehilfen, wird in verschiedenen Quellen mit zwischen 0,5 und 5% angegeben.

Mit diesen physiologischen Gegebenheiten ist ein Baby also nicht nur ideal an die Zeit im Mutterleib angepasst, sondern auch an das anschließende Getragen Werden.

Eine gute Tragehilfe ermöglicht einen runden Rücken

Eine gute Tragehilfe berücksichtigt diese Gegebenheiten und richtet den Rücken eines Säuglings nicht künstlich auf. Denn erst allmählich wird die Wirbelsäule des Kindes gerader und die Muskulatur wird stark genug, um ein aufrechtes Sitzen zu ermöglichen. Bis dahin benötigt der kleine Rücken viel Halt, das er durch ein Tragetuch oder eine gute Komforttrage auch erhält, und die Möglichkeit, seine natürliche, runde Haltung einzunehmen. Komforttragen wie die Manduca und die Baby Björn werden von vielen Eltern deshalb erst für längeres Tragen verwendet, wenn das Baby gut sitzen kann. Das ist meist im Alter von 10-12 Monaten.

Aus demselben Grund solltest Du Dein Baby übrigens nicht ohne Unterstützung hinsetzen, bevor es das nicht selbst kann. Auch wenn es verlockend erscheint, weil ein Baby dann mehr sieht und oft zufriedener ist – die Wirbelsäule und Muskulatur ist dafür erst bereit, wenn Dein Baby das von sich aus leisten kann.


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